Quelle: Originalaufzeichnung des Heimatortsbetreuer Herrn Franz Koberle, Bad Reichenhall; * 1916 in Hennersdorf
von Franz Koberle
Die Schulverhältnisse:
Wie im Brannaer Kirchengedenkbuch angegeben, soll schon eine Schule
im 15. Jahrhundert bestanden haben, wo ein Kantor hauptsächlich den Gesang beim
Gottesdienst lehrte. Im Jahre 1746 brannte die Schule aus unbekannter Ursache
gänzlich ab, sie wurde aber vom damaligen Patronatsherrn von Starkenbach und
Branna, Graf Friedrich von Harrach zu Rohrau, neu erbaut. Dieselbe war ein hölzernes
ebenerdiges Gebäude neben der Kirche Haus-Nr. 1. Im Jahre 1877 erfolgte
ein Neubau auf der jetzigen Stelle und 1894 wurden nach Südwesten zwei Klassenzimmer
angebaut. Die Schule war von 1822 einklassig, 1822 1857 zweiklassig,
1857 1875 wieder einklassig, 1875 1877 zweiklassig. 1877
1894 dreiklassig, seit 1894 bis zur Vertreibung vierklassig. Daneben musste
nach dem ersten Weltkrieg den ansässigen Tschechen zwei Klassenzimmer eingeräumt
werden. Die Schülerzahl der Deutschen Volksschule blieb ziemlich konstant bei
200 220 Kindern.
Als Lehrer finden wir verzeichnet 1716
1740 Tobias Ambrosius Hiltscher, 1750 Tobias Strischek, 1762 Wenzel Pittermann,
1799 1806 Franz Duschek, dann Anton Fischer bis 1840, 1841 1850
Franz Walsky, 1850 1873 Franz Rzehak und ab dieser Zeit waren dann einige
Hilfslehrer und Gehilfen zugeteilt.
Als Oberlehrer wirkten: Franz Stiletz 1873
1879, dann Franz Gröschel, Herbert Zimprich, Vinzenz Lorenz und Vinzenz
Kuhlang bis zur Vertreibung. Die Aufzählung der großen Zahl von Lehrern und
Lehrerinnen würde zu weit führen. Auch eine Anzahl von Handarbeitslehrerinnen
waren hier beschäftigt.
Als Gemeindevorsteher wirkten 1848
1868 Franz Cersovsky, Haus-Nr. 24, 1868 1877 Benedikt Kostial, Haus-Nr. 74,
1877 1883 Johann Bachtig, Haus-Nr. 29, 1883 1887 Andreas
Pochop, Haus-Nr. 114, 1887 1899 Franz Wonka, Haus-Nr. 84, 1899
1905 Franz Kostial, Haus-Nr. 9 und von 1905 1919 Johann Braun,
Haus-Nr. 145, 1919 1923 Josef Schubert, Haus-Nr. 51, von 1923
1938 abermals Johann Braun und bis zur Vertreibung Franz Hiltscher.
Hennersdorf hatte viele Vereine u. a. die
Freiwillige Feuerwehr, gegründet 1880, Ortsgruppe des Deutschen Schulvereins
1885, Militärveteranen-Verein 1885, Deutscher Gesang- und Musikverein "Liederkranz"
1891, Deutscher Turnverein "Jahn" mit Gliederungen 1887, Landwirtschaftlicher
Verein 1898, Spar- und Darlehensverein 1914, Bund der Deutschen in Böhmen 1910,
u. a. m. In früheren Jahren waren Hennersdorfer Musikanten weit und breit bekannt.
Auch die Faustballer waren in der oberen Spielklasse.
Verwaltung: 25 Jahre war das Postamt im
Hause Nr. 226 (sog. Zalderhaus) untergebracht und am 01.10.1937 übersiedelte
das Postamt ins neue Gemeindehaus Nr. 256. Dieser Neubau war wohl mit die
größte Investition unserer Gemeinde. In einer Niederschrift von Dechant Albert
Ullwer als Schmuckkästchen bezeichnet, die Wohnungen sind mit Parkettfußböden
ausgestattet. Die Kosten betrugen seinerzeit rd. 213.000,- Kronen, errichtet
wurde das Gebäude von Baumeister Franz Hackel und
zwar nach Plänen von Architekt Robert Pochop, beide
Ortskinder. Am 28.11.1937 fand die offizielle Einweihung und Übernahme durch
die Gemeindevertretung statt, hier ist auch ein schöner Sitzungssaal untergebracht.
Die Gemeindevertretung setzte sich vor dem
zweiten Weltkrieg wie folgt zusammen: 10 Mandate aus den vereinigten deutschen
Bürgerparteien (Christlichsozialen, Bund der Landwirte, Gewerbe-Nationalsozialisten,
4 Mandate Sozialdemokraten, 3 Mandate tschechische Nationalpartei und 1 Mandat
von den Kommunisten. An der Spitze stand der Ortsvorsteher jetzt Bürgermeister
genannt.
Die Gemeinde beherbergte vergleichsweise im Jahre 1825 7 Schuhmacher und 1925
noch 5 Schuhmacher, Schneider: 1825 = 3 und 1925 = 5 Schneider, Fleischer: 1825
= 3 und 1925 = nur mehr 2 Fleischer, Tischler: 1825 = 3 und 1925 = ebenfalls
3, Gasthäuser-Hotels: 1825 = 6 und 1925 = ebenfalls 6, Bäcker und Lebensmittel:
1825 = 6 und 1925 = 4 Geschäfte. Im Ort befanden sich 25 Landwirte teilweise
Kleinbauern. Nach dem ersten Weltkrieg siedelten sich noch andere Gewerbebetriebe
an u. a. das Fahrrad-Motorrad-Radio- und Fernsehgeschäft des Herrn Emil
Hackel, der Schlosser und Maschinenbaubetrieb des Herrn Adalbert
Dworschak, ein Zahnarzt, ein Frisör, eine Hebamme, ein Mietautounternehmen
(Elsa Hackel, die sog. gelbe Gefahr).
Im allgemeinen war Hennersdorf gut versorgt, es fehlte bis 1938 eine Busverbindung
zur Kreisstadt und zu den auswärtigen Arbeitsplätzen. Erst im 3. Reich war es
dann so weit, auch für die Kinder, die nach Hohenelbe zur Schule mussten. Wie
arm waren wir zuvor, bei jedem Wetter ging es über drei Höhenzüge 3 ½
4 km in die Bürgerschule, Webschule oder Gymnasium. Es hat uns vielleicht
gar nicht geschadet, unsere Dorfbewohner wurden immer ganz schön alt. Zurückblickend
war es auch eine schöne Schulzeit, alle erlernten wir schnell das Schilaufen
und Radfahren.
Wir haben uns nach der Vertreibung recht gut zurechtgefunden, hart traf es unsere
Bauern.