Quelle: Originalaufzeichnung des Heimatortsbetreuer Herrn Franz Koberle, Bad Reichenhall; * 1916 in Hennersdorf

Zur Geschichte der Ortsgemeinde Hennersdorf Kreis Hohenelbe

von Franz Koberle

Der Ort liegt 433 m über dem Meeresspiegel, 1 Stunde südwestlich der Stadt Hohenelbe, in dem ziemlich breiten, von fast parallelen Höhenzügen begrenzten, in das Elbtal einmündenden Sowintale. Von den umliegenden Höhen, Vorderhöh mit Kapellenberg und Mittelhöh gegen Norden, Finkenhöh gegen Osten, Holzgrundberg, roter Hügel und Plischnitz im Südwesten, bietet der Ort mit den zerstreut liegenden, meist sauber gehaltenen Häusern inmitten zahlreicher Baumgruppen ein freundliches Aussehen. Daran hat sich nach der Vertreibung der Deutschen 1945/46 einiges geändert. Höfe und Häuser sind teilweise verfallen, nur im Neubaugebiet oberhalb der Kirche sind einige neue Einfamilienhäuser entstanden.

Über die Entstehung des Ortes ist so gut wie gar nichts bekannt. Der Volksmund erzählt, dass drei Meierhöfe, einmal in der Nähe des Fuchsberges und zum anderen ein Meierhof auf der Berglehne gegen Oberkalna und der dritte in der Nähe des Franzbauerhofes Hs.Nr. 27 vorhanden waren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gehörte der untere Teil (Niederdorf) einem Herrn Heinrich von Mrzkorsky – Herr auf Hohenelbe, der obere Teil dem Herrn von Waldstein auf Stepanitz und Branna. Später kaufte Waldstein auch den unteren Teil und einverleibte den Ort dem Gute Branna. 1620 kaufte kurzfristig den Besitz ein Wenzel Zaruba von Strepschitz, der wiederum von Albrecht Eusebius Herzog von Friedland abgelöst wurde und schließlich die Herrschaft seinem Schwager Otto Friedrich von Harrach zu Rohrau überließ.

Das Gemeindegebiet von Hennersdorf umfasste 789 ha 73 a 75 qm. Die Einwohnerzahl hatte sich im Laufe der Jahrhunderte bis auf fast 1.500 vergrößert. Von den 261 Häusern (Stand 1938) waren rund 120 Gebäude ebenerdig und der Rest einstöckig. Durch den Ort schlängelte sich der Sowinbach, ferner zwei Wiesenbäche – Dolch und Horkabach.

Mit den Nachbarorten Huttendorf im SW, Kalna im S, Pelsdorf im SO, Harta im O, Hohenelbe im N und Branna im NW ist Hennersdorf durch gute Straßen verbunden. Hiervon ist die gegen Branna führende 1842, die gegen Hohenelbe 1827, jene gegen Pelsdorf 1876, jene nach Kalna 1893 gebaut. Die auf den Höhen dahinziehende Hochstraße, auf der sich früher der Verkehr zwischen Arnau und Starkenbach abwickelte, wird nur mehr als Feldweg benützt. Im Jahre 1870/71 erfolgte der Bahnanschluss an die Österreichische Nordwestbahn, 1898 wurde eine Haltestelle Hennersdorf-Branna eingerichtet. Nach dem zweiten Weltkrieg lautete die Haltestelle "Horni Branna" und jetzt besteht hier nur ein Schandfleck. Das Postamt besteht seit 1893, im Jahre 1913 kam noch ein Telegraphenamt mit öffentlicher Sprechstelle hinzu.

Am Kapellenberg steht eine weithin sichtbare alte Kapelle, früher den 14 Nothelfern, jetzt dem Hl. Josef geweiht. Über deren Begründung ist nichts bekannt.

Die Bewohner von Hennersdorf, welche ehemals in der Landwirtschaft und Leinenweberei beschäftigt waren, fanden später das Auskommen in den örtlichen Fabriken oder in den Nachbarorten. Im Ort befand sich die Papierfabrik Dix, die Weberei Menschik und Taschentuchherstellung Honemeyer.

Über die Geschichte der Verwaltung, Schulen und Vereine wird noch berichtet.


Zum 600jährigen Bestehen der Kirche von Hennersdorf

von Franz Koberle und Alice Moter

Hennersdorf hatte, wie der berühmte Jesuit Bohuslav Balbin schreibt, schon im 14. Jahrhundert eine Kirche, d. h. eine Filialkirche von Branná bis zum Jahre 1865. Die Herrschaft Waldstein hatte 1490 das Gotteshaus neu begründet samt Liegenschaften, wie 64,7355 ha Kirchenwald am "Roten Hügel". Der Gottesdienst wurde für alle Sonn- und Feiertage festgesetzt. Im Jahre 1857 wurde mit dem Umbau der alten Kirche begonnen und am 21. September desselben Jahres erfolgte die Erneuerung der Sakristei, der Seitenschiffe und die innere Einrichtung, am 02. Oktober 1860 fand die Einweihung der neuen Kirche statt. Die Turmuhr wurde von Josef Mach aus Haus-Nr. 34 im Jahre 1864 geschenkt. Nachdem jedoch 1863 das neue Pfarrhaus erbaut worden war, wurde die Kirche 1865 in eine selbständige umgewandelt. Patronatsherren der Kirche waren die jeweiligen Herrschaftsbesitzer von Starkenbach d. h. bis zur Vertreibung die Grafen von Harrach zu Rohrau.

1868 wurde der neue Friedhof angelegt und mit einer Mauer eingefriedet, 1892 daselbst eine Leichenkammer errichtet. Die im Turm befindlichen Glocken stammen aus den Jahren 1499, 1737 und 1863. Der erste Pfarrer hieß Josef Mikaska 1865 – 1887, ihm folgten Alois Sternberg 1887 – 1892, Peter Schimek 1892 – 1909, Josef Soukup 1909 – 1911, Albert Ullwer 1912 bis zur Vertreibung 1945.

Der Bauzustand der Kirche ist derzeit höchst reparaturbedürftig, die wenigen Gottesdienste sind kaum frequentiert, die Bevölkerung ist meist aus der Kirche ausgetreten, ein Werk des Sozialismus. Die Betreuung (Kirchendiener) obliegt z. Zt. Herrn Jaromír Horák, 54362 Dolní Branná 41. Dieser ist mit einer Tochter von Bachtigbauer verheiratet. Der Pfarradministrator Pater Pavel Jandejsek, Vrchlabí, Namesti Míru 128, vertritt das röm.-kath. Pfarramt in Hennersdorf und nimmt auch evtl. Spenden für die Renovierung der Kirche entgegen.

Leider klappte es nicht mit einer regen Beteiligung der ehem. deutschen Bevölkerung an den Feierlichkeiten am 29. August 1998. Wir erinnern uns gern an die schönen Gottesdienste, an unseren Religionslehrer und Pfarrer Albert Ullwer, der gemeinsam mit uns "ausgesiedelt" wurde.

Es folgen weitere Abhandlungen unserer Hennersdorfer Geschichte, Kamerad Josef Bielek hat in kurzer Zeit eine Dorfchronik teilw. erstellt. Es wird alles geordnet und steht dann später frei zur Einsichtnahme im Museum in Marktoberdorf.

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